Kim Kalicki gewinnt Weltmeisterschaft


Nachdem es im Monobob nicht so berauschend gelaufen war zeigte sich Kalicki (TuS Eintracht Wiesbaden) von diesem Nackenschlag gut erholt und erbrachte im Zweierbob mit Anschieberin Leonie Fiebig (BSC Winterberg) eine überragende Leistung. Bereits am ersten Tag bewiesen die beiden ihre hohen Ambitionen und ihren Angriffsgeist als sie mit zweimaliger Startbestzeit aufhorchen ließen. Allerdings schlichen sich dann kleine Wackler ein, sodass der Vorsprung flöten ging. Mit nur 5/100 Sekunden Rückstand reihten sich die zwei dennoch als erste Verfolger hinter Lisa Buckwitz (BRC Thüringen) /Kira Lipperheide (TV Gladbeck Kufe) auf Platz 2 ein.
Mit dem dritten Lauf wendete sich jedoch das Blatt und Kalicki übernahm mit einer fast fehlerfreien Fahrt und Laufbestzeit mit knappem Vorsprung (6/100-stel) die Spitze. In diesem dritten Lauf endeten die Medaillenhoffnungen der bis dahin Drittplatzierten Laura Nolte (BSC Winterberg) /Neele Schuten (TV Gladbeck Kufe) nach einem Sturz in der „Horse shoe“ Kurve. In der letzten Abfahrt änderte sich trotz Laufbestzeit von Buckwitz am Spitzenklassement nichts mehr, der deutsche Doppelsieg stand fest und Kalicki konnte ihren Weltmeistertitel feiern. Bronze ging an die Mitfavoriten Kaillie Humphries (USA), die mit Kaysha Love gestartet war.
Mit äußerst dynamischen Raketen-Starts verblüfften Maureen Zimmer (Eintracht Frankfurt/BSC Sachsen Oberbärenburg) /Lauryn Siebert (BSC Winterberg) Konkurrentinnen, Trainer und Zuschauer. Sie brachten allerdings die PS nicht in die Eisrinne und verloren durch die zwei schwachen Läufe 2 und 3 erheblich an Boden. Obwohl Zimmer außerdem das Pech hatte mit der linken Hand vom Startbügel abzurutschen hämmerte sie noch einen ordentlichen Lauf in die Eisrinne. Sie hatte mit der Medaillenvergabe zwar nichts zu tun, war aber mit dem 6. Rang letztendlich doch sehr zufrieden und freute sich: „Nun dürfen wir abends mit zur Siegerehrung.“.
Hessens Landestrainer Tim Restle war mit dem Abschneiden der beiden Damen sehr zufrieden. Kim habe sich sehr nervenstark gezeigt, ihre Erfahrung ausgespielt, über alle vier Läufe eine sehr konstante Leistung geboten und hoch verdient gewonnen. Dass Maureen so gut mithalten konnte, sei für ihn nicht so überraschend, denn sie bringe viel Talent und Motivation mit. Ihre erste WM bei den Senioren sein wohl wie ein kleines Abenteuer einzuordnen, bei dem sie gezeigt habe, dass sie bei Toppilotinnen mithalten könne, auch wenn der Zeitabstand zur Spitze noch recht groß war. Aber im Prinzip seien die ersten Drei in einer anderen Liga gefahren, während Platz 4 und 5 schon eher in Schlagweite lagen.


Foto Viesturs Lacis: Kim Kalicki rechts

Überraschung für Joshua Tasche


2 Stunden vor Rennbeginn wurde Tasche (Eintracht Frankfurt) von der Mitteilung überrascht, dass sich Christian Rasp (WSV Königssee) aus dem Team Lochner verletzt habe und er dessen vierte Position ganz hinten im Vierer übernehmen solle. Mit einem kräftigen Adrenalin-Stoß und reichlich Nervosität nahm er diese Herausforderung an und schlug sich nach Meinung seines Piloten richtig gut (Lochner über Tasche: „Hut ab, erster gemeinsamer Start, erste WM, schon im zweiten Lauf hat das Timing gut funktioniert.“) Da Johannes Lochner (BC Stuttgart Solitude) noch mit Erec Bruckert (BRC Thüringen) und Georg Fleischhauer (SC Potsdam) alte Hasen im Schlitten hatte war dieser Wechsel allerdings nicht dafür entscheidend, dass für das Team am ersten Tag nicht mehr als Platz 4 heraussprang.
Die Spitze übernahm von Anfang an Francesco Friedrich (BSC Sachsen Oberbärenburg) mit seinen Anschiebern Thorsten Margis, Alexander Schüller (beide SV Halle) und Candy Bauer (BSC Sachsen Oberbärenburg) vor dem britischen Team von Brad Hall und überraschenderweise den Letten um Emils Cipulis, die in der zweiten Abfahrt Lochner vom Podestplatz verdrängten .Nach einem verrutschen ersten und einem besseren zweiten Lauf schlossen Christoph Hafer (Eintracht Frankfurt/BC Bad Feilnbach), Michael Salzer (BC Stuttgart Solitude), Matthias Sommer (BSC Winterberg) und Tobias Schneider(BC Bad Feilnbach) den ersten Tag mit Rang 5 ab.
20 Konkurrenten nahmen den Wettbewerb am zweiten Tag auf und wieder musste Lochner einen Wechsel im Team vornehmen, denn Fleischhauer war erkrankt. Ihn ersetzte Kevin Korona (Mitteldeutscher Sportclub Magdeburg), der eigentlich dem Team von Hafer angehört. In der Endabrechnung reichte es für dieses bunt zusammengewürfelte Team trotz respektabler Leistungen nicht für einen Podestplatz und Lochner war vom 4. Rang etwas genervt. An der Spitze griff Friedrich im vierten Lauf noch einmal richtig in die Trickkiste, nahm seinen Verfolgern endgültig den Wind aus den Segeln und raste zu seinem fünften Titel als Weltmeister im Viererbob. Den zweiten Platz teilten sich die Briten mit den Letten, die im letzten Lauf zeitgleich aufgeschlossen hatten.
Ganz und gar nicht zufrieden war Hafer mit seinem Endergebnis, da er trotz guter Startzeiten in der Bahn viel Zeit liegen ließ und von der Crew von Michael Vogt (Schweiz) auf die 6. Position zurückgeschoben wurde. Das deutsche Nachwuchsteam um Junioren-Weltmeister Nico Semmler (BRC Ilsenburg) mit Marvin Paul, Oliver Peschk und Rupert Schenk (alle SC Potsdam) beendete die WM auf dem 8. Rang, hatte sich aber eine bessere Platzierung vorgenommen. Nach dem der erste Lauf in die Binsen gegangen war überwog jedoch die Zufriedenheit.
HBSV-Präsidentin Erica Fischbach freute sich sehr über den Einsatz von Joshua Tasche, der ja überhaupt nicht auf dem Schirm gewesen sei. Da mit dem Ersatz von gleich zwei etablierten Kräften in das Team Lochner Unruhe eingekehrt sei wäre ja ganz natürlich gewesen und so ist das Ergebnis eigentlich ganz okay, zumal sich die Briten und Letten ausgesprochen stark präsentiert hätten. Mit Platz 6 sei Hafer unter Wert geschlagen worden und sie hofft, dass er die kleine Lücke nach ganz vorne bald schließen werde.

Foto Viesturs Lacis: Viererstart Mannschaft Hafer