Verstärkung erhält der HBSV durch die neu gegründete Bobsportabteilung aus der Main-Metropole. Allerdings handelt es sich dabei nicht um Neulinge, die mit dem Bobsport beginnen, sondern um gestandene Sportlerinnen und Sportler, die schon längere Zeit unter Landestrainer Tim Restle trainieren. Dies geschah in der Vergangenheit in Wiesbaden, wo sich das hessische Trainingszentrum befand und die Sportler Mitglied von TuS Eintracht Wiesbaden waren.
„Nach den recht erfolgreichen zurückliegenden Jahren, bei denen wir einen stetigen Aufschwung erlebten, stehen nun die Herausforderungen der nächsten Wintersaison und langfristig die Olympischen Spiele in Cortina d `Ampezzo 2026 vor der Tür. Ich bin davon überzeugt und sehr zuversichtlich, dass wir mit der Eintracht den Verein gefunden haben, der uns in jeder Hinsicht die besten Voraussetzungen bietet, um unsere angestrebten Ziele zu erreichen“ blickt HBSV Präsidentin Erica Fischbach optimistisch in die Zukunft.
„Mit einem hervorragenden Mix aus unseren erfahrenen Routiniers und talentierten Nachwuchssportlerinnen und – sportlern haben wir eine gute Basis, um unseren erfolgreichen Weg fortzusetzen. Mit der Landung im Adlerhorst können wir sehr zufrieden sein. Ich glaube, dass uns die guten Eindrücke der ersten Wochen beflügeln werden und wir mit viel Rückenwind den neuen Olympiazyklus in Angriff nehmen können“ freut sich Restle, der nun auch sportlicher Leiter bei der Frankfurter Eintracht ist.
Bei den Männern haben die erfahrenen Athleten Christian Hammers, Malte Schwenzfeier, Issam Ammour (alle als Anschieber aktiv) sowie Pilot Christian Hafer den Wechsel vollzogen und werden von Joshua Tasche begleitet, der seit der Saison 2021/22 als Anschieber erste Erfahrungen im Eiskanal sammelte.
Vollzogen haben den Vereinswechsel auch einige Damen des hessischen Kaders. Zu ihnen gehören in erster Linie die Pilotin Maureen Zimmer und Anschieberin Vanessa Mark. Darüber hinaus bleibt auch die Australierin Breeana Walker in dieser Trainingsgemeinschaft, der sie schon in Wiesbaden angehörte. Neu hinzu gekommen ist Katharina Wick, die für einen Start als Anschieberin von Zimmer vorgesehen ist. Sie nahm bei den olympischen Spielen in Peking noch für Rumänien teil, startet aber in Zukunft für die Adler-Träger und den deutschen Verband.
Dazu kommt noch eine größere Gruppe von Neulingen, die in den Bobsport hineinschnuppern und von denen sich der Landestrainer einiges verspricht. Es handelt sich um die Anschieberinnen Stella Clemens und Mabel Kafui Badahu sowie die Anschieber Philip Akonkwo, Christoph Peth, Johannes Reuter und Finn Leonard.

Foto: Eintracht Frankfurt
hinten: Erica Fischbach, Vanessa Mark, Joshua Tasche, Johannes Reuter, Malte Schwenzfeier, Christoph Hafer,
vorn: Katharina Wick, Maureen Zimmer, Tim Restle, Christoph Peth


Nicht ganz so gut besucht wie in den Vorjahren war die Jahreshauptversammlung des Verbandes, die in Michelstadt stattfand. Erica Fischbach, Präsidentin des HBSV (Foto links), kommentierte diesen Sachverhalt: „Schade, dass wir eine so schwache Beteiligung der Vereinsvertreter feststellen müssen. Aber ich habe angesichts der hohen Temperaturen durchaus Verständnis dafür, dass sich der eine oder andere nicht stundenlang ins Auto setzt, um hierher zu kommen.“ Sie meinte, dass ja schließlich darüber hinaus weder Wahlen noch angesichts der guten sportlichen Entwicklung keine spannenden Themen auf der Tagesordnung standen.

Nach Erledigung der Formalien wie Beschlussfähigkeit und Ermittlung der Stimmverhältnisse, dabei wurde Christian Hammers (Foto rechts) zum Protokulanten ernannt, war die Jahreshauptversammlung des HBSV von einem ausgesprochen positiven Bericht der Präsidentin geprägt.

„Wir blicken mit berechtigtem Stolz auf eine Saison zurück, die nahtlos an die sehr erfolgreichen Winter zuvor angeknüpft hat. Vielfach wurden unsere Erwartungen übertroffen, wenn auch nicht alle Träume und Hoffnungen voll erfüllt worden sind. Die Olympiasaison wird uns in sehr guter Erinnerung bleiben und wir haben ein starkes Kapitel in unserer Geschichte geschrieben.“ resümierte sie. Ihr Bericht umfasste ihre eigenen umfangreichen Aktivitäten, die von zahlreichen Gesprächen mit potenziellen Sponsoren und Geldgebern sowie dem Hessischen Ministerium des Inneren und für Sport, lsb h sowie BSD gekennzeichnet waren. Auf Grund der sportlichen Erfolge sei der HBSV mittlerweile auch für den deutschen Verband ein Partner auf Augenhöhe. Ihren Vortrag verband sie mit einem großen Lob und Dank an alle Förderer und Unterstützer.


Sehr erfolgreiche Bobsportler
Ihr besonderer Dank galt Landestrainer Tim Restle, der zeitweise für die hessischen Sportler und Sportlerinnen in mühsamer Kleinarbeit individuelle Trainingspläne erstellt hatte. Mit dem neuen Trainingszentrum in Frankfurt verbindet Restle große Hoffnungen, denn dort werden optimale Verhältnisse vorgefunden und das Training kann noch variabler und zielgerichteter auf die Athleten ausgerichtet werden. Die Aufzählung der hessischen Erfolge der Saison 2021/22 mit zahlreichen vorderen Plätzen auf nationaler und internationaler Ebene rundeten Fischbachs Rede ab.

 

Nachwuchssuche bei den Rodlern
Dem Bericht des Rodelsportwartes Stefan Meister war zu entnehmen, dass es auch im abgelaufenen Jahr nicht möglich war, Nachwuchs an die hohen Herausforderungen des deutschen Rodelsports heranzuführen. „Jugendwart Markus Seibert und ich werden unsere Bemühungen nochmals intensivieren“ erklärte er, „aber da uns momentan die lokalen sportlichen Vorbilder fehlen ist es ziemlich schwierig.“

 

Schlittenhundesportler auf Sparflamme
Auf Grund der widrigen Witterungsverhältnisse und Pandemiebedingt fanden bei den Schlittenhundesportlern nicht die gewohnten Veranstaltungen statt.

 

Solide Finanzlage
Der Kassenbericht des Schatzmeisters Klaus-Dieter Neumann war zufriedenstellend, wies er doch trotz gestiegener Kosten eine tragfähige Finanzbasis aus. Dennoch sei auch zukünftig auf sparsame Haushaltsführung und Ausgabendisziplin zu achten. Diese Einschätzung wurde von den Kassenprüfern Jürgen Göttmann und Melanie Lauser geteilt, die dem Schatzmeister eine einwandfreie Kassenführung testierten und daher der Versammlung die Entlastung des Vorstandes vorschlugen. Dieser Antrag von Göttmann wurde einstimmig angenommen.

Der vorgelegte Haushaltsentwurf wurde nach kurzer Aussprache ebenfalls einstimmig genehmigt, da gegenüber dem Vorjahr keine allzu großen Veränderungen erforderlich waren.

 

 


Zur 81. ordentlichen Jahreshauptversammlung des hessischen Bob- und Schlittensportverbandes am Mittwoch, dem 3. August 2022 um 18.00 Uhr im Hotel-Restaurant „Michelstädter Hof“, Rudolf-Marburg-Straße 41 in Michelstadt, werden alle Vereine und Vereinsabteilungen des Verbandes herzlich eingeladen.
Nach Begrüßung und Feststellung der Stimmverhältnisse sowie der Beschlussfähigkeit erfolgt der Bericht der Präsidentin Erica Fischbach. Danach wird Schatzmeister Klaus – Dieter Neumann den Kassenbericht vortragen. Den Berichten der Sportwarte Bob, Rodel und Schlittenhunde sowie des Jugendwartes folgt nach der Aussprache der Bericht der Kassenprüfer. Hierbei ist außerdem die Entlastung des Vorstandes vorgesehen. Anschließend wird der Haushaltsvorschlag 2022/2023 eingebracht und zur Abstimmung gestellt. Bevor dann unter einem weiteren Tagesordnungspunkt Anfragen und Mitteilungen erfolgen, wird der Lehrgang- und Wettkampfterminkalender der kommenden Wintersaison bekannt gegeben so weit bis dahin Termine festgelegt sind.
Der Vorstand des HBSV würde sich freuen, wenn an dieser Versammlung viele Vereine, Aktive, Freunde und Gönner des Verbandes teilnehmen würden. Hingewiesen wird auf das Einhalten der unter Umständen vorhandenen aktuellen Hygienevorschriften aufgrund der Corona-Pandemie, worauf jeder Teilnehmer selbst zu achten hat.

 


Dass die großen Erfolge der hessischen Bobathleten kaum noch zu übersehen sind hat sich nun wieder bei der Verleihung der Hessischen Sportplakette gezeigt. Erneut wurden die Erfolge der Frauen und Männer aus dem Wiesbadener Trainingszentrum mit Auszeichnungen gewürdigt.
An erster Stelle sei hier Trainer Tim Restle genannt der für seine engagierte und erfolgreiche Arbeit die Plakette erhielt und damit sein erfolgreiches Wirken erneut gewürdigt wurde, nachdem er 2021 schon zum hessischen Trainer des Jahres ernannt worden war. Aus kleinsten Anfängen hat er einen Kader aufgebaut, der schon zahlreiche nationale und internationale Siege und Spitzenplätze errungen hat.
Als besondere Anerkennung ist auch die Tatsache einzustufen, dass er bei den olympischen Spielen in Peking die australischen Bobsportlerinnen betreut.
Ebenfalls zu Kreis der Geehrten gehört Vanessa Mark vom Rhein-Main-Stützpunkt, die als Anschieberin dem deutschen Nationalkader angehört. Nach Weltcupsiegen und Podestplätzen mit Mariama Jamanka und Kim Kalicki war für die 25-jährige die Bronze-Medaille mit Pilotin Charlotte Candrix bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2022 in St. Moritz ihr jüngster großartiger Erfolg. Mark ist nach Kim Kalicki, die im Vorjahr als hessische „Sportlerin des Jahres“ gewählt worden war, die zweite Bobsportlerinnen deren Leistungen mit einer der höchsten Ehrungen im Sportland Hessen gewürdigt wurde.
Mit diesen Auszeichnungen findet in der Öffentlichkeit und der Politik eine Entwicklung die gebührende Anerkennung. Innerhalb kürzester Zeit hat diese rasante Sportart in Hessen, das nun wahrlich keine Wintersportland ist, unter Trainer Tim Restle und der unermüdlichen Präsidentin Erica Fisch einen unglaublichen Aufschwung genommen, der national und international anerkannt und hoch respektiert wird.
Im Zusammenhang mit den jüngsten Ehrungen sei auch nochmals in Erinnerung gerufen, dass Fischbach selbst vor 2 Jahren selbst für ihre Meriten mit der Sportplakette geehrt wurde und dies, noch vor der Pandemie, in einem stilechten Rahmen geschah.


Foto Erica Fischbach


Einen starken Eindruck hinterließen die hessischen Bob-Oldies beim 41. Europapokal und den 3. Deutschen Meisterschaften der Senioren, die traditionell in einer Veranstaltung in der Bobbahn von Innsbruck/Igls ausgetragen wurden. Obwohl dieses Mal nur mit zwei Schlitten vertreten, waren beide Teams hochmotiviert an den Start gegangen und platzierten sich weit vorne. Nachdem die Veranstaltung im Vorjahr ausgefallen war, erfolgte der Neustart allerdings unter sehr ungünstigen Rahmenbedingungen. Dennoch nahmen 14 Schlitten aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Rumänien, Groß-Britannien, Australien und der Schweiz an dem Wettbewerb teil.


In hervorragender Form präsentierte sich Peter Hinz (Foto rechts), der mit Gregor Bermbach (BC Stuttgart Solitude) als Anschieber ins Rennen ging. Bei den Starts gerieten die beiden leicht ins Hintertreffen, aber in der Bahn bewies der Pilot vom BC Fürth, dass er nichts verlernt hat. Seine Zeiten unter 54 Sekunden reichten in beiden Läufen für den 3. Platz und dies war auch seine Platzierung in der Endabrechnung. Damit ließ er so renommierte Piloten wie Wolfgang Stampfer (Österreich) und seinen Dauerrivalen Andy Zeidler (Schweiz) hinter sich. Dem gesamten Feld weit enteilend duellierten sich an der Spitze die beiden langjährigen erfolgreichen Weltcupteilnehmer Manuel Machata (Deutschland) und Olympiasieger Beat Hefti (Schweiz). Mit einem Wimpernschlagvorsprung von 1/100 Sekunde siegte Machata mit seinem langjährigen Anschieber Andreas Bredau.


Sehr gut in Szene setzte sich auch Martin Fischer (BC Fürth) mit Tobias Bühner die ebenfalls mit guten Starts die Voraussetzung für zwei sehr solide Abfahrten legten und im Gesamtklassement den 10. Platz erkämpften. Damit waren die beiden mehr als zufrieden, da sie ihr Potenzial ausgereizt und die Hoffnungen erfüllt sahen.
Bei der deutschen Senioren-Meisterschaft hatte ebenfalls Machata die Nase vorn und siegte vor der Kombination Hinz/Bermbach, die somit Vize-Meister wurden. Fischer verpasste das Siegertreppchen und wurde Vierter.


Dieses hervorragende Ergebnis der „Masters“ schließt sich nahtlos an die großartige Saison der hessischen Damen und Männer an, die auf nationaler und internationaler Ebene Meisterschaftsehren und zahlreiche Podestplätze errungen haben. “ Für unsere Sportler, die ja weitab von Bob- und Rodelbahnen wohnen und trainieren war dieser Winter ein absoluter Höhepunkt“ resümierte HBSV – Präsidentin Erica Fischbach aus Wiesbaden. Neben diesen erfolgreichen Athleten gebe es ja darüber hinaus noch einige erfolgreiche Kadermitglieder im deutschen Verband, die ihre ersten Schritte im Bob- und Rodelsport in Hessen gemacht hatten und nun für andere Vereine erfolgreich unterwegs sind.


Foto: Bob Club Amras-Innsbruck


Da die deutschen Top-Athleten bei den olympischen Spielen in Peking an den Start gingen waren die Teilnehmerfelder bei den deutschen Meisterschaften in Altenberg recht überschaubar und vorwiegend dem Nachwuchs vorbehalten. Für die Sportlerinnen und Sportler des hessischen Verbands eine hervorragende Chance, ihr Können zu beweisen und nach Meisterehren zu greifen.
Besonders für das Bruderpaar Adam und Issam Ammour ging der Wunschtraum in Erfüllung, einmal gemeinsam im Bob ein Rennen zu bestreiten. Und als Kirsche auf dem Sahnehäubchen wurde ihr Start mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft gekrönt.
Schon beim Start schoben die beiden zwei Mal Bestzeit und bauten ihren Vorsprung in der Eisrinne kontinuierlich aus. Nach dem ersten Lauf lagen sie mit 6/100 Vorsprung vor den späteren Vize-Meistern Laurin Zern/Henrik Proske (WSV Königssee), setzten in der zweiten Abfahrt nochmals kräftig eins drauf und siegten am Ende überlegen mit 43/100 Sekunden Vorsprung.
HBSV Präsidentin Erica Fischbach freute sich sehr über diesen nicht unbedingt zu erwartenden Erfolg und meinte, dass Adam damit bewiesen habe, dass er mit dem Zweierbob nicht nur am Start hervorragendes leistet, sondern auch eine gute und sichere Fahrweise im Eiskanal umsetzt. Seine Geduld und Ausdauer im Erarbeiten der Bahnen habe sich damit zum Saisonende ausgezahlt und dies sei der richtige Ansporn für die nächste Saison. Hier ist allerdings nach wie vor ein behutsamer weiterer Aufbau gefragt.
Im Vierer ging Adam Ammour mit Till Greiner, Erik Leypold und Eric Engelhardt (alle BRC Thüringen) ins Rennen. Nach der ersten Runde noch auf Rang 5 steigerten sie sich im zweiten Lauf und schafften noch die Bronze-Platzierung. Da als „race in race“ Veranstaltung auch die deutsche Junioren-Meisterschaft ausgefahren wurde konnten sie sich nach diesem Wettbewerb auch noch mit einer Silber-Medaille schmücken.


Foto: Ammour

 

Zum Abschluss einer sehr erfolgreichen Saison darf sich Maureen Zimmer aus Frankfurt nun Deutsche Meisterin sowie deutsche Juniorenmeisterin nennen und fügte ihrer Titelsammlung weitere hinzu. Auch bei den Damen wurden beide Meisterschaften in einem Wettbewerb ausgetragen.  Mit ihrer Anschieberin Neele Schuten (TV Gladbeck) legte sie zweimal Startbestzeit vor und bewies in der anspruchsvollen Bahn von Altenberg erneut ihr fahrerisches Talent. Mit einer überragenden ersten Abfahrt legte sie so viel Vorsprung vor die Zweiten Anne Spreeuwers/Theresa Leitz (BRC Thüringen/WSV Königssee), dass im zweiten Durchgang nichts mehr anbrennen konnte und der Sieg souverän nach Hause gebracht wurde. Besser konnte die Saison für Maureen gar nicht laufen kommentierte Fischbach diesen Erfolg und gerade hier in Altenberg hat sich gezeigt, dass noch Luft nach oben vorhanden ist. 

 


Unverhofft kommt oft dachte wohl der hessische Landestrainer Tim Restle als er ziemlich überraschend die Chance bekam, als Betreuer an den olympischen Spielen in China teilzunehmen. Was im Team D auf Grund des Überangebotes von Trainern und Betreuern nicht machbar war ermöglichte der australische Verband. Dass es zu dieser Akkreditierung kam, liegt in der Person der australischen Bobsportlerin Breeana Walker, die seit 4 Jahren im Trainingszentrum Rhein-Main in Wiesbaden bei Restle trainiert. Weil für Australien Bobsport noch exotischer ist als für Hessen gibt es dort so gut wie keine professionelle Betreuung der Sportler. Da Walker seit längerer Zeit mit Christian Hammers liiert ist, der im Bob für TuS Eintracht Wiesbaden antritt, lag es nahe, dass Restle sie unter seine Fittische nahm.
Nachdem sein Engagement für down under mit dem deutschen Verband abgeklärt und abgesegnet war standen für den 37- jährigen aus Kelsterbach genau wie für Walker erstmals bei olympischen Spielen die Türen offen. Nach der Ankunft im olympischen Dorf quälte sich die Australierin mit muskulären Problemen, die erst nach intensiver Behandlung einen Start im Monobob möglich machten. Im Eiskanal von Yanqing zeigte dann Walker ihr Können und lieferte im Rahmen der Erwartungen ab. Mit zwei guten Starts und fast identischen Laufzeiten belegte sie nach dem ersten Tag den 7. Platz unter 20 Teilnehmerinnen. Am zweiten Tag präsentierte sich „Bree“ in blendender Verfassung, fuhr in beiden Durchgängen jeweils die zweitbeste Zeit und fing noch zwei vor ihr liegende Konkurrentinnen ab. Restle und Walker sind mit diesem Ergebnis hoch zufrieden, denn ein Platz unter den besten sechs der Welt war angepeilt und entspricht auch dem Leistungsstand der 29-jährigen. Um noch weiter vorne zu landen, was nicht ganz unmöglich war, hätte sie allerdings zwei absolute Sahnetage erwischen müssen.
Restle nutzte die dann verbleibende Zeit um für Christoph Hafer, der ebenfalls bei ihm in Wiesbaden trainiert, die Daumen zu drücken. Offensichtlich mit Erfolg, den mit Anschieber Matthias Sommer fuhren die beiden, für fast alle doch etwas überraschend, zur Bronze-Medaille und komplettierten den Dreifach-Sieg der deutschen Sportler.

Foto: Tim Restle

 

 


Durchaus mit Chancen und Hoffnungen auf eine Medaille im Zweierbob war die Wiesbadenerin Kim Kalicki nach Peking geflogen, da sie eine überaus erfolgreiche Weltcupsaison absolviert hatte. Im Yanqing National Sliding Center war es dann allerdings vor allem am ersten Tag gar nicht nach ihren Vorstellungen gelaufen. Mit Lisa Buckwitz als Anschieberin lief es, anders als von den beiden zu erwarten war, schon am Start (Foto) nicht so gut und auch im Eiskanal fuhr der Schlitten nicht so flott wie bei den Konkurrentinnen. Vor allem der zweite Durchgang ging ziemlich in die Hose und so lag für das Duo mit einem Rückstand von 1,34 Sekunden auf die Führende Laura Nolte und 60/100 auf die Drittplatzierte Amerikanerin Elana Meyers – Taylor eine Medaille schon in weiter Ferne.
Deutlich besser lief es für die beiden am zweiten Tag, sie fingen noch zwei Gegnerinnen ab und platzierten sich im Endresultat auf Rang 4. Über dieses Ergebnis waren die zwei dennoch sichtlich enttäuscht. Im Training sei es eigentlich sehr gut gelaufen, meinte Kalicki niedergeschlagen, aber ich konnte meine Trainingsleistungen nicht ins Rennen umsetzen. Die erhoffte Medaille ist futsch und da ist es ziemlich egal, ob ich Vierte, Sechste oder Zehnte werde. Neidlos erkannte sie die ersten Plätze der Medaillengewinnerinnen an, die an den beiden Tagen schlicht und einfach deutlich besser gewesen wären.
Nolte kürte sich als jüngste Pilotin, die eine Gold-Medaille bei olympischen Spielen gewonnen hat und verdrückte mit Anschieberin Deborah Levi im Ziel ein paar Freudentränen. Silber ging an Mariama Jamanka und Bob-Neuling Alexandra Burghardt, die nun wieder auf die Tartanbahn zurückkehrt. Bronze eroberte Meyers-Taylor, die mit zwei Medaillen aus Peking nach Hause fahren kann, mit ihrer Anschieberin Sylvia Hoffman.
Es hat halt nicht sollen sein, kommentierte Erica Fischbach die unglückliche Platzierung der hessischen Athletin etwas zurückhaltend, aber Laura Nolte ist wie von einem anderen Stern gefahren und Jamanka sowie Meyers-Taylor profitierten von ihrer großen Erfahrung, wobei mich immer wieder erstaunt, welche Wunder-Startzeiten die 37-jährige Amerikanerin raushaut.
Gut geschlagen hat sich Breeana Walker aus Australien, der Schützling von Landestrainer Tim Restle. Nach einem erwartungsgemäß verlaufenen ersten Tag lag sie mit Klara Reddingius auf dem 12. Rang unter zwanzig Starterinnen, vermasselte jedoch am zweiten Tag mit einem indiskutablen 4. Lauf dieses gute Abschneiden und fiel auf Rang 16 zurück.
Beim deutschen Doppelsieg des erneut unschlagbaren Teams Friedrich vor Lochners Mannschaft verpasste Christoph Hafer nach seiner überraschenden Bronze-Medaille im Zweier ganz knapp einen weiteren Coup. Obwohl der Bad Fellnbacher sich mit Michael Salzer, Matthias Sommer und Tobias Schneider von Lauf zu Lauf steigerte und den letzten Durchgang sogar als Zweiter beendete, blieb ihm am Ende mit nur 6/100 Rückstand auf den Bronze-Medaillengewinner Kripps (Kanada) der undankbare 4. Platz. Womit allerdings sowohl seine Mannschaft als auch Bundestrainer René Spies nach einem kurzen Moment der Enttäuschung sehr zufrieden waren.

Foto: credit IBSF/Viesturs Lacis

 

Eigentlich war ein Start von Maureen Zimmer (Tus Eintracht Wiesbaden) bei der Junioren-Weltmeisterschaft nur im Zweierbob vorgesehen, aber dann trat sie kurz entschlossen auch im Monobob an um das Teilnehmerfeld aufzufüllen. Eine gewagte Entscheidung des deutschen Verbandes, hatte sie doch erst 2 Abfahrten mit diesem Sportgerät absolviert. Im Rennen zeigte Zimmer (Foto) dann allerdings allen Konkurrentinnen was eine Harke ist und bot an den Steuerseilen eine überragende Leistung. Mit zweimal Start- und Laufbestzeit lenkte sie ihren Schlitten souverän und sensationell zu Gold bei der ersten Junioren-Weltmeisterschaft in dieser Disziplin und raste nach der Junioren-Europameisterschaft zum zweiten Titel innerhalb einer Woche. Angesichts dieser hervorragenden Leistung fehlten nicht nur ihr die Worte zu diesem Erfolg.
Mit deutlichem Rückstand von 43/100 Sekunden wurde die favorisierte Russin Lubov Chernykh Silber-Medaillengewinnerin und Bronze ging an die Slowakin Viktoria Cernanska.

Zwei Medaillen für hessische Sportlerinnen im Zweierbob
Im Zweierbob zauberte Zimmer mit Anschieberin Anabel Galander zweimal Startbestzeiten in die Eisrinne konnte allerdings diesen Vorsprung nicht ins Ziel retten. Nach dem ersten Durchgang lag das Duo mit 3/100 Rückstand noch durchaus in Schlagweite zum Sieg. Im zweiten Lauf allerdings suchte die Wiesbadener Piloten im Labyrinth vergeblich die Ideallinie, eierte nahe an einem Sturz hindurch und fand sich am Ende auf dem Silber-Platz wieder. Ein eigentlicher cooler Abschluss, aber zufrieden waren die zwei trotzdem nicht. Zimmer sieht jetzt vor allem in den Labyrinth-Bahnbereichen Nachholbedarf, den sie im Training aufarbeiten will, um im nächsten Jahr wieder nach dem Titel zu greifen.
Eine weitere große Überraschung war das Ergebnis von Vanessa Mark (Tus Eintracht Wiesbaden), die mit der erst 17-jährigen Pilotin Charlotte Candrix (TuS Hachenburg) ins Rennen gegangen war. Mit zwei souveränen Abfahrten sicherten sich die beiden die Bronze-Medaille mit 55/100 Sekunden Rückstand auf die siegreichen Russinnen Lubov Chernykh/Anastasia Kurysheva, die auch schon am Weltcup teilgenommen haben.
Zum Abschluss der Veranstaltung gab es von allen ein riesiges Lob für die österreichischen Veranstalter, die sich angesichts der Corona-bedingten Einschränkungen mit komfortablen Umkleidemöglichkeiten um das Wohl der Teilnehmer gekümmert hatten. Bei anderen Europacup Rennen war dies keineswegs selbstverständlich gewesen.

Resümee der Verbandsspitze
Bis auf die olympischen Spiele und die deutschen Meisterschaften Mitte Februar
ist die Saison 2021/22 im Bobsport gelaufen. Das Fazit von Landestrainer Tim Restle und HBSV Präsidentin Erica Fischbach sieht im großen Ganzen sehr zufriedenstellend aus, auch wenn nicht alle Wünsche und Träume in Erfüllung gegangen sind. Die hessischen Sportlerinnen und Sportler haben durch die Bank bei ihren Einsätzen keineswegs enttäuscht, in der Regel hervorragende Leistungen geboten und blieben vor allem von schwereren Verletzungen verschont.
Kritisch sehen die beiden die Situation im Frauenbob, da die Anforderungen im neuen Monobob ganz anders sind als im traditionellen Zweier. Weltweit tuen sich viele Spitzenpilotinnen, auch und gerade die mit sehr viel Erfahrung, bei der Umstellung schwer. Unterm Strich bedeutet diese Situation wahrscheinlich, dass allerorten die Trainingskonzepte umgestellt und neue Schwerpunkte gesetzt werden.

Bild: BSD/Jasmin Isken


Mit einem kräftigen Paukenschlag beendeten die deutschen Damen die Weltcup-Saison in St. Moritz, untermauerten ihre Ambitionen für die olympischen Spiele in Peking und setzen die Konkurrenz damit kräftig unter Druck. Alle 3 Teams eroberten einen Platz auf dem Siegerpodest und gewannen damit gleichzeitig bei der „race in race“ Veranstaltung einen kompletten Medaillensatz in der Europa-Meisterschaft.
Bei hervorragenden Wetter- und Eisbedingungen lieferten sich die Weltcup-Spitzenteams einen ungeheuer spannenden Wettbewerb, dessen Ergebnis bis zum letzten Zieleinlauf ungewiss war. Da 19 Schlitten gemeldet waren durften alle zum zweiten Durchgang antreten und wirbelten das Ergebnis der ersten acht Plätze nochmals kräftig durcheinander. Den Auftakt machten Elana Meyer-Taylor/Kaysha Love, die eine perfekte Fahrt in den Eiskanal zauberten und sich von Rang 7 um 2 Plätze nach vorne schoben. Laura Nolte/Deborah Levi setzten noch eins drauf und übernahmen deutlich die Spitze. Übertroffen wurde dieses Dou gleich darauf von Kim Kalicki/Lisa Buchwitz (Foto), die nach mäßigem Auftakt im unteren Bahndrittel eine furiose Aufholjagd starteten und sich mit 7/100 Sekunden an die Spitze setzen. An diese Zeit kam Mariama Jamanka mit Anschieberin Kira Lipperheide als nächste nicht ganz heran und blieb 4/100 knapp dahinter. Nun oblag es den nach dem ersten Durchgang führenden Amerikanerinnen Kaillie Humphries/Sylvia Hoffman die Spannung auf die Spitze zu treiben. Lagen sie bis kurz vor der Zielmessung noch im grünen Bereich ging ihnen hinten raus die Kohle aus und sie wurden auf Platz 4 zurückgeworfen. Ein Ergebnis, mit dem das US-Team im Auslaufbereich sichtlich arg haderte. Nicht nur Buckwitz („Ich bin super happy mit Kim fahren zu können“) sondern natürlich auch Bundestrainer René Spies waren von diesem grandiosen Ergebnis der deutschen Damen begeistert. Obwohl man den Tag nicht vor dem Abend loben soll und man die nordamerikanischen Teams immer auf der Rechnung haben müsse, sei dieser Abschluss die beste Basis für Peking kommentierte er.
Für Breeana Walker reichte es mit Sarah Blizzard in diesem starken Feld noch für Rang 15, wobei ein besseres Abschneiden durch einen schwächeren zweiten Durchgang verhindert wurde. Im Gesamt-Weltcup schnitt sie als beste australische Pilotin auf Rang 20 ab.

Platz 3 im Gesamt-Weltcup für Kalicki
Die große Kristallkugel holte Elana Meyers Taylor (USA) mit 1505 Punkten knapp vor Laura Nolte (1486) und Kim Kalicki (1472). Kalicki war in 8 Rennen 6-mal auf das Podest gefahren und hat durch das Nicht-Antreten in Sigulda möglicherweise den Gesamtsieg verpasst. Allerdings ist sie wohl zurecht der Meinung, dass diese Pause ihren Akku wieder ordentlich aufgeladen hat und ihr richtig gutgetan habe. Daher überwog die Freude über die hervorragende Saison, die mit dem Gewinn der Europa-Meisterschaft ihre Krönung erfahren hat. Nun gehe es mit Vollgas und Zuversicht Richtung Peking. Die dritte deutsche Pilotin Mariama Jamanka (1310) wurde Sechste.

Kalicki nicht im Monobob dabei
Im Monobob gingen Mariama Jamanka und Laura Nolte für Deutschland an den Start und belegten die Plätze 4 und 5. Für Jamanka bedeutete dies gleichzeitig den Gewinn der Europa-Meisterschaft. Beim Doppelsieg der Amerikanerinnen Kaillie Humphries und Elana Meyers-Taylor schlug sich Breeana Walker aus Australien recht gut und konnte sich durch einen starken zweiten Lauf auf Rang 7 verbessern. Dies bedeutet in der Endabrechnung des Weltcups in dieser Disziplin immerhin Platz 5.

Foto: Viesturs Lacis